5. NETZWERK- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

5.1. Netzwerke bilden

WIE WIRD DER BEIRAT ALS WICHTIGER AKTEUR WAHRGENOMMEN?

Der Beirat sollte als politisches Gremium anerkannt sein – in der Bevölkerung, der Politik und in der Verwaltung, damit er als wichtiger Akteur in der Kommune angesehen wird. Eine intensive Netzwerkarbeit ist eine grundlegende Basis für die Arbeit des Beirats. Seine Einflussmöglichkeiten kann ein Beirat insbesondere dadurch verbessern, dass er die zentralen Entscheidungsträger_innen in seiner Stadt bzw. seinem Landkreis für seine Sache gewinnt.

MIT WELCHEN POLITISCHEN AKTEUREN IST EINE VERNETZUNG SINNVOLL?

Hierzu zählen an erster Stelle die in den kommunalen Parlamenten vertretenen Fraktio-
nen sowie die demokratischen politischen Parteien. Nur darauf zu warten, dass sich die etablierten politischen Vertreter_innen irgendwann für den Beirat interessieren, wäre dabei die falsche Strategie. Schreiben Sie beispielsweise alle im Stadtrat bzw. Kreistag vertretenen demokratischen Parteien an und bitten Sie um eine Einladung zu einem Fraktionstreffen oder zumindest um ein Gespräch mit der Fraktionsführung. Oder laden Sie Vertreter_innen der Fraktionen (einzeln) in Sitzungen ein.
Bereiten Sie ein solches Gespräch gut vor und überlegen Sie:

  • über welche Aspekte des Beirats und seiner Arbeit Sie informieren möchten
    (zum Beispiel: Ziele, Arbeitsschwerpunkte, Aktivitäten)
  • welche möglichen Hindernisse und Probleme im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit Sie gerne erläutern würden
  • welche Wünsche nach Unterstützung des Beirats durch die Fraktionen und Parteien Sie vielleicht formulieren wollen

Treten Sie dabei selbstbewusst auf und machen Sie deutlich, dass Sie die Fachleute für die Anliegen und Interessen einer großen Bevölkerungsgruppe sind. Diskutieren Sie im Beirat, ob Sie in diesem Gespräch Ihr generelles Interesse an einer Zusammenarbeit mit der jeweiligen Fraktion oder Partei vorbringen möchten und was gegebenenfalls deren Gegenstand sein könnte (zum Beispiel eine gemeinsame Podiumsdiskussion mit allen interessierten Fraktionen).
Häufig sind auch die örtlichen Parteien daran interessiert, gute Kontakte zum Beirat zu haben und damit zu „werben“. Dies kann ein Beirat für seine eigene Öffentlichkeitsarbeit nutzen (ohne dabei eine Fraktion oder Partei zu bevorzugen). Laden Sie die Fraktionen zu ausgewählten Sitzungen des Beirats und zu allen Ihren Veranstaltungen ein. Informieren Sie die Fraktionen möglichst regelmäßig über Ihre Aktivitäten und Erfolge – hierzu eignet sich eine einfache Rundmail oder ein kleiner Newsletter.
Selbst im Fall, dass Sie darauf häufig keine unmittelbare Resonanz bekommen, wird dies dennoch wahrgenommen und trägt zum Bild bei, das sich die Fraktionsvertreter_innen von Ihnen machen (Kapitel 4.5.: Unterstützung durch die Politik).
Generell sollten Sie bei allen Ihren Kontakten und Formen der Zusammenarbeit mit Frak-
tionen und Parteien stets Ihre parteipolitische Neutralität als Beirat wahren. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für Ihre Akzeptanz und Ihre politische Handlungsfähigkeit.

Gute und enge Beziehungen zu den Zuständigen der Verwaltung sind ebenso wichtig. Denken Sie daran, dass die Fraktionen oft auf der Grundlage der Stellungnahmen aus der Verwaltung entscheiden.

NETZWERKARBEIT JENSEITS DER PARTEIPOLITIK – WIT WEM HAT DER BEIRAT ZU TUN?

Zivilgesellschaft ist mehr als Politik und Verwaltung.
Neben den politischen Fraktionen und Parteien gibt es in den Kommunen eine Vielzahl an weiteren Organisationen, Vereinen und Personen, die für den Beirat als Partner wichtig sein können. Aber auch umgekehrt kann das Fachwissen des Beirats für diese Akteure von großem Gewinn sein (zum Beispiel bei Prozessen der Integration und interkulturellen Öffnung).
An dieser Stelle können nur einige der potentiell relevanten Akteure beispielhaft aufgezählt werden:

  • im Bereich Arbeit die örtlichen Beratungsstellen der Agentur für Arbeit
  • im Bereich Soziales die Wohlfahrtsverbände (insbesondere die Träger von Migrations-
    beratungsstellen und Flüchtlingseinrichtungen)
  • im Bereich Bildung das Schulamt, die Kindertagesstätten, Schulen, Volkshochschulen und Träger von Integrationskursen
  • im Bereich Kinder- und Jugendliche das Jugendamt, der Jugendring, aber auch  einzelne Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und der Jugendarbeit
  • im Bereich der Frauenarbeit die Gleichstellungsbeauftragten, aber auch örtliche Frauengruppen
  • das Kulturamt sowie kulturelle Einrichtungen und Gruppen
    (Museen, Theater, Musikvereine)
  • die örtliche Polizei
  • Gewerkschaften
  • Kirchen und religiöse Gemeinden sowie interreligiöse Netzwerke und Initiativen
  • andere Beiräte der Stadt wie Seniorenbeirat, Familienbeirat, Jugendbeirat
  • Stadt- oder Kreisjugendring
  • Universitäten und Studierendenvertretungen
  • Organisationen und Bündnisse gegen Rechts
  • Stadtteilzentren oder Bürgervereine

TIPPS FÜR GESPRÄCHSAUFNAHME UND MATERIAL

Erstellen Sie am besten eine Rangfolge der für Sie – mit Blick auf Ihre Arbeitsschwer-
punkte – wichtigsten Akteure. Kontaktieren Sie diese nach und nach und schlagen Sie ein Gespräch zum Kontaktaufbau vor. Auch wenn es aktuell (noch) keinen Anlass für eine konkrete Zusammenarbeit geben mag, lässt sich ein aufgebauter Kontakt im Bedarfsfall schnell und unkompliziert nutzen.
Eine gute Vernetzung mit anderen Institutionen ist zudem ein wichtiger Faktor für die Steigerung des Bekanntheitsgrads des Beirats.
Bitten Sie insbesondere Institutionen, die viel mit Menschen mit Migrationsgeschichte zu tun haben, die Informationen über den Beirat und dessen Angebote weiterzugeben. Sie können hier zum Beispiel Migrationsberatungsstellen, Integrationskursträger, Mehr-
generationenhäuser oder Kindertagesstätten ansprechen und ihnen mündlich Auskunft geben oder Faltblätter überlassen.
Die Themen „Integration” und „interkulturelle Öffnung” werden heute weithin als Quer-
schnittsthema aller Organisationen anerkannt, die in Dienstleistungen für Bürger_innen erbringen.
Bieten Sie den von Ihnen kontaktierten Akteuren an, dass der Beirat gegebenenfalls als Fachgremium und Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Material: Kontaktdaten von Netzwerkpartnern (xls, 9 KB)

BEI WELCHEN MAßNAHMEN BIETET SICH EINE KOOPERATION MIT ANDEREN AN?

Wenn zwei oder mehr Organisationen gemeinsam ein Konzept für ein Vorhaben ent-
wickeln und umsetzen, verringern sich für jede Organisation der Arbeitsaufwand und die einzubringenden finanziellen Mittel.
Die Organisationen können ihre unterschiedlichen Stärken einsetzen. Eine gemeinsame Werbung erreicht mehr Menschen.
Prüfen Sie im Rahmen Ihrer Arbeitsplanung, ob sich bei der einen oder anderen vorge-
sehenen Maßnahme eine Zusammenarbeit mit einer Partnerorganisation anbietet und welche dies sein könnte. Möglicherweise sind manche Maßnahmen überhaupt erst realisierbar, wenn sich mehrere Organisationen daran beteiligen. Gehen Sie auf andere Organisationen zu, wenn Sie interessante Möglichkeiten der Kooperation sehen.

AN WELCHEN LOKALEN NETZWERKEN SOLLTEN WIR UNS BETEILIGEN?

In vielen Kommunen haben sich Netzwerke und Runde Tische zu bestimmten Themen gegründet. Vertreter_innen verschiedener Institutionen kommen dabei zusammen, um Informationen auszutauschen und Formen einer koordinierten Zusammenarbeit abzustimmen.
Der Gegenstand vieler Netzwerke betrifft auch die migrantische Bevölkerung.
Erkundigen Sie sich, zu welchen Themen es bei Ihnen Netzwerke gibt. Sofern Thema und die Netzwerkmitglieder auch für Sie als Beirat relevant sind, bieten Sie Ihre (zumindest punktuelle) Mitwirkung an, um dort einerseits migrationsspezifische Aspekte einzubringen und andererseits Informationen mitzunehmen, die für eine Verbreitung in der migran-
tischen Bevölkerung interessant sein könnten. Zum Beispiel: antirassistische Bündnisse, Bündnisse gegen Rechts, interreligöse Netzwerke, Bündnisse für Zivilcourage etc.